Initiative pestizidfreie Kommunen und pestizidfreier Landkreis
Diese Wahrnehmung wird seit einiger Zeit auch wissenschaftlich gestützt. Mitarbeiter des Entomologischen Vereins Krefeld wiesen einen Rückgang der Masse an Insekten seit 1989 um 76% nach! Ursachen hierfür sind unsere landwirtschaftlich intensiv genutzten, ausgeräumten Landschaften mit ihrem fehlenden Nahrungsangebot an Blühpflanzen bei gleichzeitig hohem Einsatz von Pestiziden und seit etwa 10 Jahren von Neonikotinoiden. Zwar kommt ein Großteil der 35.000 Tonnen an Pestiziden jährlich, in der Landwirtschaft zum Einsatz, jedoch auch in Privatgärten und auf kommunalen Flächen wird gerne zur Giftspritze gegriffen. Öffentliche Wege, Grünanlagen und Parks werden auf diese Weise von ungeliebtem Wildwuchs, sogenanntem „Unkraut“ befreit. Dies hat nicht nur für die Pflanzen und die sich von ihnen ernährenden Insekten fatale Folgen, auch für Haustiere und insbesondere für Menschen (Kinder, Schwangere) sind die Pflanzengifte höchst gefährlich. Der BUND Naturschutz hat sich deshalb entschlossen hier initiativ zu werden. In verschiedenen Kommunen des Landkreises werden Fraktionen Anträge einbringen, damit die Gemeinden sich verpflichten, auf den Einsatz von Pestiziden auf kommunalen Flächen zu verzichten.Da der BN lt. Gemeindeordnung selbst nicht die entsprechenden Anträge in den jeweiligen Kommunen stellen kann, wurden die Bürgermeister im Landkreis angeschrieben und um Auskunft über den Umgang mit Pestiziden auf gemeindeeigenen Flächen gebeten, gleichzeitig erhielten die Kommunalvertreter entsprechendes Informationsmaterial über alternative Pflegemethoden von Wegen und Grünanlagen. Das Ziel sollen letztendlich pestizidfreie Kommunen sowie der pestizidfreie Landkreis sein. Die Rückmeldungen aus den Gemeinden und Städten werden auf der Internetseite der BUND Naturschutz Kreisgruppe sowie in der lokalen Presse dokumentiert. Mittlerweile haben sich der Initiative bundesweit über 200 Kommunen, z.B. Oberau im Lkr. Garmisch-P. angeschlossen, der Nachbarlandkreis Miesbach hat bereits im vergangenen Jahr erklärt, auf den Einsatz von Pflanzenvernichtern auf den landkreiseigenen Flächen zu verzichten.
Dass sich aufgrund eines kommunalen Pestizidverzichts der Zustand der Artenvielfalt noch nicht wesentlich verbessern wird, steht außer Frage, jedoch sollten gerade Kommunen und die öffentliche Hand vorbildhaft beim Umgang mit Natur und den Lebensgrundlagen handeln.
In den vergangenen Jahren gab es bereits etliche erfolgreiche Ansätze, um in den Städten und Gemeinden mehr Ökologie zuzulassen. Hierbei bedarf es aber auch der Unterstützung der Bürger und eines grundsätzlichen Umdenkens bei der Pflege von Wegen, Gärten und Parkanlagen, denn von einem englischen Rasen wird keine Biene und kein Schmetterling satt und hinter so manchem Unkraut verbirgt sich eine traditionelle Heilpflanze. Von einer entsprechend hohen Anzahl an Insekten hängen wiederum zahlreiche Kleinsäuger oder z.B. der Igel, aber auch 60% aller Vogelarten ab. Wenn wir diesen Reichtum an Natur in unseren Städten und Gemeinden weiterhin haben möchten, sollten wir den Mut haben, Natur zuzulassen und das Aufräumen und Säubern auf die eigenen vier Wände zu beschränken.
Umweltgifte und Pestizide: Fragen und Antworten