Renaturierungsmaßnahmen im Höfner Filz bei Königsdorf
Im Frühjahr 2005 wurden im Höfner Filz südlich von Mooseurach bei Königsdorf kurz nach der späten Schneeschmelze Maß - nahmen zur Renaturierung durchgeführt. Dieses ca. 30 Hektar umfassende Hochmoor ist wie die meisten unserer Moore im vergangenen Jahrhundert nicht unbeeinträchtigt von Entwässerungsmaßnahmen geblieben und somit in seiner natürlichen Funktion gestört.
Hochmoorfläche (Fotos: Marika Bernrieder)
Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie etwas Torfabbau in Handtorfstichen blieb zwar auf die Randbereiche beschränkt, dennoch ist auch der noch relativ intakt erscheinende Hochmoorkern durch die noch wirksamen Entwässerungseinrichtungen gefährdet.
Dem Erhalt und der Renaturierung solcher relativ naturnaher, aber von Entwässerung betroffener Hochmoore wird im Moorent- wicklungskonzept Bayern eine hohe Priorität eingeräumt, da hier mit noch verhältnismäßig geringem Aufwand aber großer Flächen- wirkung wichtige Ziele des Natur- und Ressourcenschutzes erreicht werden. So kann nur bei einem intakten Wasser- haushalt die moortypische Tier- und Pflanzenwelt sowie die reizvolle offene Hochmoorweite dauerhaft erhalten bleiben, die Wasserrückhaltefunktion
Entwässerungsgraben
gewährleistet und die klimaschädigende Torfzersetzung gestoppt werden.
Aus den vielen Hochmooren im Landkreis, bei denen vergleichbarer Handlungsbedarf besteht, hat die Kreisgruppe des BN das Höfner Filz aus folgenden Gründen ausgewählt:
* | Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu bereits renaturierten Flächen des zum Gut Mooseurach gehörenden Breitfilzes und ist eingebunden in eine Kette teilweise noch relativ intakter Moorkomplexe (Vernetzungseffekt). |
* | Die Besitzverhältnisse sind ausgesprochen günstig, da nur zwei Flächeneigentümer betroffen sind. Beide begrüßten die Renaturierung von Anfang an, zumal keine genutzten Flächen beeinträchtigt werden. |
* | Der Erfolg der Maßnahmen kann im Rahmen eines bereits im Breitfilz und auf Teilflächen des Höfner Filzes laufenden, langjährig angelegten Monitoringprogramms ohne weiteren Kostenaufwand für den BN oder die öffentliche Hand beobachtet und dokumentiert werden. |
Der Durchführung der Maßnahmen ging eine Gebietserfassung voraus, die neben dem eigentlichen Maßnahmengebiet auch die umliegenden genutzten Flächen einschloss.
Erhebung und Maßnahmenplanung wurden vom Bayerischen Naturschutzfonds im Rahmen der Förderung von BayernNetzNatur-Projekten und mit Eigenmitteln der Kreisgruppe des BN finanziert.
Die Entwässerungswirkung von alten Holzdrainagen
wird durch deren Unterbrechung aufgehoben
Im Rahmen eines Werkvertrags der neben der konzeptionellen Arbeit auch die ökologische Bauleitung umfasste, wurden Dipl.-Ing. Landespflege Gabriele Held (Kolbermoor) und Marika Bernrieder (Königsdorf) diese Aufgaben übertragen.
Die Kosten der praktischen Umsetzung wurden zu 70% durch EU-kofinanzierte Landschaftspflegemittel der Regierung von Oberbayern abgedeckt. Den Eigenanteil von 30% finanzierte als Projektträger die Kreisgruppe.
Mit der Durchführung der Arbeiten wurde die Maschinenring Wolfratshausen AG beauftragt.
Zu Beginn waren kleinräumige forstliche Eingriffe nötig, um infolge der Entwässerung aufgewachsene Bäume - vor allem Fichten, Kiefern und einige Birken - zu entfernen. Dies geschah im engen Umgriff der Maßnahmenflächen um die Erdarbeiten durchführen zu können.
Einbringung der Piloten zur Errichtung eines Stauwehrs
Mit der Entfernung der Bäume wurde auch deren zusätzliche Entwässerungswirkung aufgehoben. Zudem wurde dadurch die Barriere zwischen dem offenen, naturnahen Kernbereich und den südlich angrenzenden, bereits 1993 renaturierten ehemaligen Forstflächen beseitigt.
Bei den Forstarbeiten anfallende, geeignete Fichtenstämme wurden zur Errichtung der zehn holzverstärkten Torfwehre eingesetzt. Diese Bauwerke dienten zum Einstau der Gräben, die bis dahin das Hochmoor im Norden und Westen entwässert hatten.
Im Süden wirkten noch die Folgen der früheren Entwässerung ehemaliger Forstflächen des Gutes Mooseurach.
Einbringen der Querlieger
Diese Flächen waren bereits im Jahr 1993 durch Entfernung der Fichtenmonokulturen und Unterbrechung der Drainagen renaturiert worden.
Im Grenzbereich der Grundstücke war jedoch infolge der forstlichen (früher auch landwirtschaftlichen) Nutzung durch Sackung eine Geländestufe entstanden, die im Rahmen der Maßnahmen nun ausgeglichen wurde.
Durch Entfernung von Bäumen und Ausgleich
einer Geländestufe wurde der Anschluss an
renaturierte frühere Forstflächen geschaffen
Hier wurden auch Drainagen unterbrochen, die in diesem Bereich noch wirksam waren.
Mit diesem recht überschaubaren Maßnahmenpaket wurden die wesentlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das zuvor über die Gräben rasch abfließende Niederschlagswasser nun länger auf der Hochmoorfläche verbleiben kann.
Die Holzverbauung ist nur das "Gerüst" des
Wehrs,die Anstauwirkung wird durch eine
Torfummantelung erreicht
Insgesamt wurden 15 Drainagen unterbrochen, eine Geländestufe ausgeglichen und Gräben durch zehn Dämme angestaut. Die Kosten beliefen sich auf rund 20 000 Euro. Davon trug die BN-Kreisgruppe rund 3500 Euro.
Die Arbeiten wurden im Frühjahr 2005 abgeschlossen.
Wolfgang Beigel, Marika Bemrieder und Carola Belloni
beobachteten Baggerführer Hans Schlickenrieder (v. li.)
bei seiner Arbeit.
Allmählich kann sich nun wieder ein hochmoortypischer, konstant oberflächennaher Wasserstand einstellen.
Die durch den Anstau entstandenen Kleingewässer sind bei Libellen begehrt.
Der natürliche Wasserstand stellt sich allmählich ein
Erste Auswirkungen des sich regenerierenden Moorkörpers sind inzwischen auch deutlich an der Veränderung der Vegetation erkennbar: Die zuvor durch ihr flächiges Auftreten Trockenheit anzeigende Besenheide zieht sich wieder auf ihre angestammten, höhergelegenen Standorte (Bulte) zurück,
Neues Leben im Moor
während sich Torfmoose, Scheidiges Wollgras und Weißes Schnabelried wieder ausbreiten.
Neues Moorwachstum
Auch Rosmarinheide und Moosbeere sind vermehrt zu finden und sogar der Sonnentau hat sich wieder eingestellt.
Sonnentau mit Blüte
Die Auswirkungen der Maßnahmen werden im Rahmen eines Monitoringprogramms langfristig untersucht.
Hochmoortypische Pflanzen
breiten sich wieder aus