Der Regenwurm - das wichtigste Lebewesen der Welt
Jetzt, bei den häufigen Regengüssen, ist er wieder vermehrt zu sehen – der Regenwurm. Er verwandelt totes organisches Material wie Falllaub, Kompost, die Leichen kleiner Tiere und Pilzgewebe in reichhaltigen fruchtbaren Boden, auf dem dann unsere Nutz- und Wildpflanzen gedeihen. Somit leistet somit eine für das Leben auf der Erde unverzichtbare Arbeit. Und deswegen wird er von einigen Forschern als das wichtigste Lebewesen überhaupt bezeichnet, etwa von dem legendären Gartenbauer Christopher Lloyd, von Charles Darwin, oder auch von Aristoteles, der sie die Eingeweide der Erde nennt.
Regenwürmer gibt es seit mindestens einer halben Milliarde Jahren. Sie sind einfach konstruiert: Mit ihrem Mund saugen sie das organische Material ein, im Schlund wird es mithilfe von Mineralpartikeln zermahlen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Im muskulösen Darm, der den längsten Teil des Wurmes ausmacht, leisten Verdauungsenzyme ihre Arbeit. Und am Schluss werden kleine Regenwurmhäufchen ausgeschieden, und das ist nährstoffreiche frische duftende Erde. Davon produziert jeder Regenwurm pro Jahr 4,5 Kilogramm.
Anstatt also im Herbst das Laub und die Gartenabfälle zum Wertstoffhof zu bringen und im Frühjahr von dort wieder Erde heranzuschleppen, ist es sinnvoller, alles gleich an Ort und Stelle liegen zu lassen. Denn die Regenwürmer ziehen das Laub in die Erde und kümmern sich um alles Weitere.
Und je zahlreicher die Würmer in Ihrem Garten, desto mehr bewirken sie.
Damit sich Regenwürmer wohlfühlen gibt es nur zwei Grundregeln zu beachten:
Sorgen Sie dafür, dass es ausreichend organisches Material zum Verwerten gibt. Blätter also liegen lassen und den Kompost gut bestücken.
Bitte auf keinen Fall Chemie spritzen, insbesondere keine kupferhaltigen Fungizide (gegen Pilzbefall), diese wirken von allen Pestiziden am giftigsten auf die Regenwürmer.
Und noch ein Tipp: Wer doch Pflanzenerde zukaufen muss, der sollte darauf achten, dass die Erde torffrei ist. Denn für den Torf werden die Moore zerstört, diese so einzigartigen Reservate ganz besonderer Lebenswelten. Torf entsteht ähnlich wie Kohle oder Erdöl, nämlich durch langsame Anreicherung von organischem Material über Tausende von Jahren. Dabei wird viel CO2 gebunden. Würden wir unsere Moore schützen, indem wir keine torfhaltige Erde mehr verwendeten, wäre dies eines unserer wirkungsvollsten Mittel zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels. Und hier kann jeder mitmachen, egal ob im Garten, auf dem Balkon oder auch nur mit einem einzelnen Blumenkasten!
© Dr. Beatrice Wagner, Bund Naturschutz Icking